Wir haben wieder sehr gut geschlafen, allerdings nicht ganz so gut wie in der Nacht zuvor. Direkt nach dem Aufstehen um 9 Uhr gibt es noch einen schnellen Kaffee und dann fangen wir auch schon an das Wohnmobil startklar zu machen. Das heißt alles was herumfliegen kann in die Schränke zu räumen, das Geschirr zu spülen und alle Fenster zu schließen. Im Mietmobil liegt eine Checkliste die sich hierfür als ganz nützlich erweist. Je nachdem, was man vor dem Fahrtantritt vergisst, kann es sonst ganz schön teuer werden. Zum Beispiel wenn man die Dachluke nicht schließt und sich diese dann während der Fahrt verabschiedet. Bevor es losgeht steht auch noch ein großes Ereignis an: die erste Ver- und Entsorgung! Frühstück lassen wir heute ausfallen.
An der Ver- und Entsorgungsstation gibt es ein Gitter am Boden für das sogenannte Grauwasser – das Wasser welches beim Händewaschen, Spülen und Duschen anfällt. Dann hat es da noch eine Säule mit zwei Wasserhähnen und einem Loch am Boden. Das Loch ist für den Inhalt der Kassettentoilette, die zwei Hähne jeweils zum Spülen der Toilette und zum Auffüllen des Frischwassertanks. Zum Glück kann man sofort erkennen welcher Hahn zu welchem Zweck genutzt werden sollte.
Das Entsorgen geht dann auch recht schnell und einfach vonstatten, nur mit dem Wiederauffüllen des Frischwassertanks haben wir Pech: der Wasserhahn gibt kein Wasser. Zum Glück hab ich gestern nicht geduscht, denn somit haben wir zumindest noch 25% Restwasser im Tank für die Klospülung und zum Händewaschen. Auffüllen müssen wir dann eben in Trier. Vom Ohmbachstausee sind es noch ungefähr 100km, die wir ohne Probleme innerhalb kurzer Zeit zurücklegen können. Es herrscht kaum Verkehr und wir fahren diesmal wieder über die Autobahn. Das ist zwar nicht so interessant aber dafür eben einfach schneller.
Am frühen Nachmittag erreichen wir den Stellplatz auf dem Weingut G.F. von Nell. Dort gibt es ungefähr 15 Plätze für Wohnmobile. Es ist wenig los und wir können uns aus mehreren freien Parzellen eine aussuchen. Der Wohni-Gott ist klar auf unserer Seite, denn was wir bis dato noch nicht ahnen: wenig später wird der Stellplatz komplett überfüllt sein. Einige Mobile müssen sogar ausserhalb der Parzellen auf dem Acker parken. Donnerstag ist Feiertag und vermutlich nutzen viele Leute ihr verlängertes Wochenende für einen Kurztrip nach Trier.
Nach unserer Ankunft erkundigen wir uns bei unseren Platznachbarn nach den Versorgungsmöglichkeiten. Leider ist es auch hier so dass der Frischwasserhahn defekt ist, es hätte aber noch einen direkt im Weingut. Um den nutzen zu können müssen wir erst über eine schmale Brücke fahren und dann rückwärts eine ungefähr 50 Meter lange Auffahrt hoch, unter einem Tor durch in den Innenhof. Sozusagen die Feuerprobe des Rangierens mit unserem fahrbaren Riesenklotz. Ich prüfe zur Sicherheit noch die Höhe der Durchfahrt: maximal 3,10m, genau die Höhe unseres Mobils.
Bei der Durchfahrt durch das Tor steigt Claudi aus um von Außen zu prüfen, dass wir auch wirklich nirgends hängen bleiben. Gerade die Markise ist zum Beispiel so ein Ding das man schlecht mit dem Beifahrerspiegel im Auge behalten kann. Aber sie bleibt dran und das Tor stehen. Nachdem wir den Tank gefüllt und uns auch gleich angemeldet haben gehts zurück auf den Stellplatz. Eine Entsorgungsmöglichkeit gibt es hier keine weshalb klar ist, dass wir maximal zwei Tage hier bleiben können bevor es eng wird. Das sollte aber kein Problem darstellen.
Da uns das Wetter weiterhin wohl gesonnen ist und die Sonne fast ohne Pause scheint kippen wir die Fenster, damit es im Mobil bis zum Abend nicht zu heiß wird. Dann machen wir uns auf um zu Fuß ein Wenig die Stadt zu erkunden.
Trier wurde von den Römern gegründet und war für diese auch von größerer Bedeutung. So war die Stadt unter Anderem zeitweise Kaiserresidenz der Kaiser im Westen. Entsprechend viele römische Bauwerke gab und gibt es, von denen einige glücklicherweise sehr gut erhalten sind sodass man mehr als nur ein paar Mauerreste bestaunen kann.
Laut Google Maps sollten wir in ungefähr 20 Gehminuten das Amphitheater am Stadtrand erreichen können – wir sind tatsächlich etwas schneller. Der Eintritt ist mit 4€ pro Person nicht gerade billig, man kann allerdings auch diverse Kombikarten kaufen mit denen man dann weitere Bauwerke in Trier besichtigen darf. Dabei kann man dann auch etwas Geld sparen. Natürlich gibt es theoretisch auch Führungen, wir sind allerdings zu spät dran. Dazuhin bekommt man am Eingang kostenlose Orientierungskarten welche schon eine recht ausführliche Beschreibung des Amphitheaters enthalten.
Dieses wurde angeblich für ca. 20.000 Zuschauer konzipiert und ist entsprechend gut überschaubar. Es gibt zwei Eingänge zur Arena sowie die Überreste der Zuschauerränge. Diese bestehen nur noch aus begrünten Hügeln mit ein paar nachträglich installierten Treppen und Wegen. Darunter gibt es noch diverse Durchgänge und ehemalige Kammern für Tiere. Wie in vielen (vielleicht allen?) römischen Arenen war der Boden unterkellert. Es gab eine Hebebühne mithilfe derer Tiere, Menschen und andere Dinge direkt vom Keller in die Arena befördert werden konnten.
Über einen Treppe gelangen wir in diese Unterwelt, ein Highlight des heutigen Tages! Im Keller steht Wasser weshalb wir uns nur über vorgegebene Stege bewegen können. Größere Wasseransammlungen markieren die Löcher, in denen sich früher die Gegengewichte der großen Hebebühne bewegt haben sollen. Auch die Sockel der Bühne sind noch sichtbar. Laut Orientierungskarte wurden hier auch verschiedene Texte (u.A. Beschwörungstexte für Unterweltsgötter) auf Bleitafeln gefunden. Es ist schummrig und nur durch ein paar kleine Glasfenster an der Decke fällt Licht. Sehr düster und stimmungsvoll und auf jeden Fall einen Besuch wert! Vor einem Jahr waren wir auch schon in Itálica in Spanien in einem ähnlichen Amphitheater gewesen – allerdings gab es dort vom Keller nicht mehr viel zu sehen.
Nachdem wir wieder aufgestiegen sind sieht es stark nach Regen aus. Jetzt rächt es sich dass wir die Fenster am Wohnmobil gekippt gelassen haben, denn das Risiko eines Wasserschadens ist uns zu hoch: wir machen uns auf den Rückweg. In Zukunft werden wir immer alles verschließen bevor wir uns weiter als ein paar Meter vom Mobil entfernen. Zum Glück waren wir diesmal noch nicht sehr weit gekommen.
Im Wohnmobil nutzen wir die kurze Verschnaufpause um im Netz nach der nahegelegendsten Bademöglichkeit in Trier zu suchen. Wir wollen jetzt endlich duschen, aber mit dieser ungeschickten Frischwasserversorgungsmöglichkeit hier am Weingut wollen wir den Tank von Wohni schonen. Das Trierer Hallenbad ist nicht weit vom Stellplatz entfernt und liegt auch noch geschickt auf dem Weg in die Innenstadt. Wir packen unsere Badesachen ein und marschieren wieder los. Im Schwimmbad kann man Eintrittskarten für eine Stunde kaufen - perfekt für uns. Ein paar Runden können wir dabei auch gleich noch schwimmen.
Erfrischt und belebt, aber hungrig, geht es weiter in die Stadt. Es dämmert bereits, daher werfen wir nur einen schnellen Blick auf die Porta Nigra und begeben uns auf die Suche nach Essbarem. Wir schlendern über den Marktplatz und durch kleine Seitenstraßen. Es ist richtig viel los, überall sind Leute und die Stadt wirkt quirlig und ist auch ganz hübsch anzusehen. Es hat viele alte, schön hergerichtete Häuser.
Wir entdecken das Burgeramt und essen dort wirklich sehr sehr gute Burger! Ein weiteres Highlight! Und als wäre das nicht genug haben wir wieder mal richtiges Glück, denn ohne es zu wissen sind wir gerade noch rechtzeitig gekommen. Wir sind praktisch die letzten Gäste die noch etwas zu Essen bekommen, kurz darauf macht die Küche dicht. Puh! Dabei ist es noch gar nicht so spät. Ob das Burgeramt immer so früh schließt, oder ob es daran liegt dass morgen Feiertag ist, bringen wir nicht mehr in Erfahrung.
Mit gefülltem Magen geht es zufrieden zurück zum Stellplatz und wir lassen den langen Tag gemütlich ausklingen.
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