Vorwerk VR100 vs VR200

Vor knapp einem halben Jahr hat Vorwerk den Kobold VR200 Staubsaugerroboter als Nachfolger des VR100 vorgestellt. Da ich mit dem VR100 bisher voll zufrieden war habe ich lange mit mir gekämpft – letztendlich hat der Drang nach einem neuen Spielzeug dann aber doch gesiegt. Der Roboter wurde auch in einigen Bereichen verbessert, von denen wir in unserer Wohnung klar profitieren. Zeit für einen kleinen Vergleich der beiden Haushaltsgehilfen.

VR100 und VR200
VR100 (links) und VR200 (rechts)
  1. Lieferumfang
  2. Optische Unterschiede
  3. Sensoren
  4. Navigation
  5. Saugleistung
  6. Software
  7. Reinigung
  8. Fazit
  9. Aktualisierungen

Lieferumfang

Der VR200 wird in einem Komplettpaket geliefert das alles enthält, was man für den Betrieb des Roboters benötigt. Hierzu gehört neben dem Roboter die Basisstation, eine Fernbedienung, ein 4m langes magnetisches Absperrband (das man mit einer Schere beliebig zurechtstutzen kann), die Anleitung sowie eine Seitenbürste und ein Filter. Der Akku ist im Gerät verbaut und kann wahrscheinlich – wie beim VR100 – nur vom Vorwerk Service gewechselt werden.

Mit der Fernbedienung kann man den Roboter aus sicherer Entfernung starten, stoppen oder steuern. Sehr geschickt falls man die Basisstation unter das Sofa verfrachten möchte, oder der Roboter an einer schwer zugänglichen Stelle unter dem Bett stecken bleibt. Cooler wäre es allerdings gewesen wenn Vorwerk hier statt steinzeitlicher Infrarottechnik beispielsweise auf WLAN oder Bluetooth gesetzt hätte. Ich bin mir aber relativ sicher dass das der Nachfolger vom VR200 dann haben wird.

Die aktuellste Firmware erlaubt die Fernsteuerung des Roboters nicht mehr nur mittels Infrarot-Fernbedienung, sondern auch über eine Vorwerk App für iOS und Android Smartphones.

Die Basisstation, die zum Laden des Roboters verwendet werden muss, wurde leider im Vergleich zur Basisstation des VR100 verschlechtert. Dessen Basisstation konnte man öffnen und das Netzteil herausnehmen. Entweder konnte man den Roboter somit zum Laden direkt an das Netzteil hängen, oder das Kabel des Netzteils als Verlängerung nutzen, und die Basisstation an einem von der Steckdose weiter entfernten Platz aufstellen. Beides ist beim VR200 leider nicht mehr möglich. Das Netzkabel der neuen Station ist ca. 2m lang und besitzt einen Stecker mit Schutzkontakt.

Optische Unterschiede

Vorwerk hat die üblichen Farben der derzeitigen Produktreihen (Schwarz, Weiß und Grün) beim VR200 beibehalten, allerdings wirkt er in meinen Augen etwas moderner und filigraner. Die weiße Oberfläche besteht nun aus Hochglanzplastik, die Vorder- und Rückseite ist windschnittig abgeschrägt. Er ist etwas flacher geworden (9cm vs. 10cm), dafür aber auch minimal breiter und länger. Mein subjektiver Eindruck nach dem Auspacken war, dass der VR200 fragiler wirkt als der VR100. Ich verstehe auch nicht ganz warum Vorwerk diese glänzende Oberfläche gewählt hat. Dadurch stechen Haare und Staub auf dem Gerät sofort ins Auge. Außerdem vermute ich dass man schon nach kurzer Zeit die ersten Kratzer sehen wird. Einen Tragegriff hat man ihm auch noch spendiert, der allerdings billig wirkt (da aus Plastik) und dem ich daher leider nicht mein volles Vertrauen entgegenbringen kann.

Das Display befindet sich nun unter einem schwarzen Balken, sodass es im ausgeschalteten Zustand praktisch nicht sichtbar ist. Im Gegensatz zum VR100 kommt nun ein Farbdisplay zum Einsatz. Die Tasten zur Bedienung der Menüs sind nicht mehr mechanisch sondern reagieren nun auf Berührung. Der grüne Einschaltknopf ist an die Front des Roboters gewandert, ebenso die Ladezustandsanzeige. Den Staubfangbehälter hat Vorwerk unter eine Abdeckklappe auf der Oberseite verbannt, welche auf Knopfdruck geöffnet werden kann. Diese war notwendig da sie ein Loch im Behälter abdeckt, über das man mit einem Staubsauger (muss nicht von Vorwerk sein) den Staub direkt absaugen kann. Ein manuelles Entleeren in den Mülleimer ist natürlich immer noch möglich.

Unterseiten von VR100 und VR200
Die Unterseiten von VR100 (links) und VR200 (rechts)

Wie man auf obigem Foto gut erkennen kann hat sich auch an der Unterseite des Roboters einiges verändert. Die lange rotierende Bürste sitzt nun deutlich näher an der Seite. Dies dürfte die Staubaufnahme bei Fahrten am Zimmerrand sicherlich positiv beeinflussen. Die sich drehende Seitenbürste ist in an den vordersten Rand gewandert, was wahrscheinlich einen Vorteil beim Saugen in Ecken bringt. Die Seitenbürste ist selbst auch eine andere als beim VR100, und ist an der Unterseite nun scheinbar nicht mehr magnetisch (wobei die Bürste selbst auch weiterhin von einem Magneten gehalten wird). Beim VR100 kam es manchmal vor dass die Seitenbürste an den Metallkufen unseres Sofas "kleben" blieb. Gut zu erkennen sind auch die Kletterhilfen an den beiden Rädern.

Sensoren

Der neue Kobold wurde stark erweitert was die Sensoren betrifft. Hier eine kurze Übersicht, zum Vergleich mit dem VR100:

SensortypVR100VR200
Bodensensoren23
Wandfolgesensoren11
Laserturm-Sensoren-2
Laser-Scanner11
StoßfängersensorenVorhanden4
Ultraschallsensoren-3
Infrarotsensoren-1

Als besonders sinnvoll erachte ich die neuen Sensoren am Laserturm und am Stoßfänger. Wenn der Roboter unter ein Möbelstück fahren möchte, unter das der Laserturm nicht passt, so bemerkt er dies nun und bricht den Versuch ab. Über die Ulraschallsensoren erkennt er außerdem Hindernisse welche sich direkt im Fahrtweg befinden. Der VR100 hatte diese teilweise mit voller Geschwindigkeit angefahren – was bei empfindlichen Möbelstücken oder zum Beispiel Vasen vielleicht nicht immer vorteilhaft war. Was sich am Bodensensor verbessert oder geändert hat kann ich nicht sagen, da wir in unserer Wohnung keine Bereiche haben an denen der Roboter abstürzen könnte.

Navigation

An der Navigation hat sich scheinbar nichts weltbewegendes geändert. Der VR200 fährt die selben Bahnen und macht die selben Fehler, die man auch schon beim VR100 beobachten konnte. Beide Roboter machen zum Beispiel nach einer Kollision teilweise einen – meiner Ansicht nach – zu großen Bogen um das Hindernis. Beim VR200 kommt es ab und an vor, dass er Randbereiche in einem zu spitzen Winkel anfährt und dann mit dem Bumper anstößt, wobei er dann abdreht und den Rand erneut anfahren muss. Nichtsdestotrotz ist die Navigationsleistung wirklich sehr gut. Es kommt selten vor dass sich die Vorwerk-Roboter verfahren oder einen zugänglichen Bereich nicht saugen.

Generell fahren die Roboter zunächst die Wände eines Raumes ab, wobei Durchgänge zu anderen Räumen oft erkannt werden und dadurch dann gezielt ein Raum nach dem anderen abgearbeitet werden kann. Nachdem ein Raum erfasst wurde wird der Innenbereich Bahn für Bahn abgefahren und gesaugt. Hindernisse innerhalb einer Bahn werden dabei umfahren.

Wie gehabt wird der Saugvorgang abgebrochen, wenn der Akku zur Neige geht. Der VR200 (wie auch der VR100) steuert dann seine Basisstation an, lädt sich auf und macht mit der Reinigung an der Stelle weiter, an der er sie zuvor unterbrochen hatte. Die Akkulaufzeit hat sich im Vergleich zum Vorgänger nicht spürbar verändert. Die knappen 100qm unserer Wohnung können beide Roboter nicht ohne Unterbrechung komplett saugen.

Durch seine Kletterhilfen schafft es der VR200 nun allerdings auch in unbekannte Weiten, die noch nie ein Staubsaugerroboter zuvor gesehen hat! Der VR100 wurde durch unsere ca. 2-3cm hohen Türschwellen bisher immer in seine Schranken verwiesen – nicht jedoch sein kletternder Nachfolger, der auch die Kufen unseres Sofas souverän meistert.

Mit Teppichen haben beide Roboter keine Probleme, solange diese nicht zu hoch sind (1-2cm sind wohl kein Problem) oder lange Fransen haben. Im Wohnzimmer haben wir allerdings einen sehr dünnen Vorleger, den beide Roboter gerne durch die Gegend schieben oder umklappen.

Nicht zu befahrende Bereiche sperrt man weiterhin mit dem Magnetband ab.

Saugleistung

Zur Saugleistung lässt sich objektiv nicht viel sagen. Vorwerk gibt in den technischen Daten nur den Volumenstrom an, der beim VR200 bei 12-13 l/s und beim VR100 bei 8,8 l/s liegt. Zum Vergleich: der Vorwerk Tiger Staubsauger schafft laut Vorwerk 41l/s. Zahlen hin- oder her: man kann sicherlich sagen dass beide Roboter den in einer Wohnung üblicherweise anfallenden Staub und Dreck problemlos wegbekommen. Zumindest, wenn man keine kleinen Kinder hat. Schwierigkeiten ergeben sich nur in schlecht zugänglichen Bereichen der Zimmer. Das hat aber weniger mit der Saugleistung zu tun als mit der Steuerung durch die Software.

Beim VR200 hat Vorwerk den Luftausgang an der Rückseite des Roboters verbessert, und lenkt den Luftstrom nun nach oben ab. Dadurch wird Staub, der sich hinter dem Roboter befindet, nicht aufgewirbelt. Weiterhin gibt es nun einen ECO-Modus, bei dem der Roboter etwas leiser zur Sache geht (67dB statt 70dB laut Datenblatt).

Software

Die Software des VR200 wurde optisch etwas aufgepeppt, funktional hat sich zum VR100 allerdings scheinbar nichts geändert. Es steht nun nicht mehr "Neato" im Hauptbildschirm, sondern "Kobold". Neue Sounds wurden ebenfalls in die Software eingebaut. So ertönen bei diversen Aktionen nun neue, qualitativ minderwertige, quäkende und schräg klingende Geräusche, die man zum Glück komplett abstellen kann. Über das Menü bekommt man (neben anderen Menüpunkten) folgende Reinigungsoptionen angeboten:

  • Reinigung (alle Räume)
  • Spot-Reinigung
  • Zeitplan

Über "Zeitplan" kann man für jeden Wochentag eine Uhrzeit festlegen, zu der der Roboter dann automatisch startet und die Wohnung saugt.

Ich hoffe dass mit einem späteren Firmwareupdate dann die Möglichkeit angeboten wird, direkt einen zu reinigenden Raum auswählen zu können. Momentan kann man allerdings weder Räume benennen, noch die abgefahrenen Wege in irgendeiner Art speichern. Bei jedem Start eines Reinigungsvorganges erkundet der Roboter seine gesamte Umgebung erneut.

Die Menüführung ist ebenfalls relativ ähnlich geblieben, weshalb ich hier nicht weiter darauf eingehen werde. Besser gelöst wurde hingegen die Art und Weise, wie man die Software aktualisiert. Beim VR100 musste man den Roboter noch umständlich per USB-Kabel mit dem PC verbinden, und über eine spezielle Windows-Only-Software das Update aufspielen. Der VR200 erlaubt die bequeme Softwareaktualisierung per USB-Stick.

Reinigung

Die Reinigung des VR200 gestaltet sich ähnlich einfach wie die des VR100. Die Seitenbürste kann abgezogen werden, da sie nur magnetisch am Roboter befestigt ist. Haare, die sich um die Bürste und die Bürstenhalterung wickeln, lassen sich problemlos abziehen. Den Staubbehälter saugt man, wie bereits beschrieben, entweder aus – oder man nimmt ihn aus dem Roboter heraus und entleert ihn in den Mülleimer. Ab und an muss man auch die Rundbürste von Haaren befreien. Hierzu löst man die Bodenplatte ab und nimmt die Bürste heraus. Beim VR100 musste man beim Wiedereinsetzen der Bürste noch darauf achten, den Antriebsriemen wieder korrekt über die Bürste zu spannen. Dieser Schritt entfällt beim VR200, da hier der Riemen für den Anwender gar nicht mehr direkt sichtbar ist.

Fazit

Der VR200 ist eine im Großen und Ganzen positive Weiterentwicklung des bereits sehr guten VR100. Im Onlineshop von Vorwerk bekommt man aktuell beide Roboter – den VR100 für 599€ und den VR200 für 749€. Ob man von den Verbesserungen des VR200 profitiert, und ob das die 150€ Aufpreis rechtfertigt, lässt sich nicht pauschal beantworten. Der VR200 punktet beim Überfahren von Hindernissen und beim Unterfahren niedriger Möbel (durch seine geringere Höhe und die Sensoren am Laserturm). Ebenfalls vorteilhaft sind der aussaugbare Staubbehälter und die Fernbedienung. Wer bereits einen VR100 besitzt, und nichts von den eben genannten Dingen vermisst, für den lohnt sich ein Umstieg sehr wahrscheinlich nicht. Wer noch gar keinen Vorwerk-Roboter besitzt, für den bietet sich auf jeden Fall die 30-tägige Rückgabegarantie von Vorwerk an, innerhalb derer man beide Geräte einfach mal ausprobieren kann.

Aktualisierungen

30.06.2016

Vorwerk scheint den VR100 aus dem Programm genommen zu haben. Aktuell ist er im Onlineshop nicht mehr erhältlich.

03.03.2017

Es gibt mittlerweile ein Firmwareupdate für den VR200, welches das interne WLAN Modul freischaltet. Damit lässt sich der Roboter vom Smartphone aus über die Kobold-App (erhältlich für iOS und Android) fernsteuern – auch von unterwegs aus. Vorausgesetzt man schafft es, den VR200 mit dem Heimnetzwerk zu verbinden. Bei mir hat das leider nicht geklappt, da die Software scheinbar mit langen WLAN Passwörtern nicht klarkommt.

Kommentare (21)

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