Die Sonne scheint durchs Dachfenster und es zeichnet sich ab, dass es wieder ein warmer Tag werden wird. Der Vorletzte Tag von unserem bisher sehr entspannten Urlaub! Schade dass wir Wohni übermorgen schon wieder abgeben müssen. Wäre es nicht so teuer und nicht schon fast alles ausgebucht gewesen, dann würde ich gerne noch ein paar Wochen durch die Gegend tuckern. Ohne Claudi vermutlich, denn sie freut sich nach ihrer Aussage langsam schon wieder auf zu Hause.
Zuerst geht es jetzt aber noch nach Luxemburg. Überraschenderweise trinken wir an diesem Morgen einen Kaffee und lassen das Frühstück aus. Nichts liegt uns ferner als die Alltagsroutinen. Wir machen das Wohnmobil wieder startklar, holen noch Wein und Sekt vom Weingut ab und fahren zum zweiten Stellplatz in Trier, wo es eine Ver- und Entsorgungsstation hat. Und siehe da, es hat sogar einen Meckes dort. Wir gönnen uns spontan doch noch ein Frühstück mit McMuffin, Käsehörnchen etc. Das hatten wir schon seit Jahren nicht mehr.
Die Fahrt ist kurz und schmerzlos, auch den kostenlosen Stellplatz finden wir sofort. Allerdings ist er komplett überfüllt und außerdem weiter als gedacht von der Stadt entfernt. Es hat zwar einen Bahnhof, aber wir haben keine Lust erst noch mit dem Zug fahren zu müssen. Im Netz finden wir nach kurzer Suche einen Campingplatz in Stadtnähe, die „Kockelscheuer“, bei dem wir unser Glück versuchen. Bei 160 Stellplätzen sollte sich sicherlich noch ein Plätzchen für uns finden. Als wir ankommen hat die Rezeption leider geschlossen. Zwischen 12 und 14 Uhr ist Mittagspause, so ein Mist! Jetzt dürfen wir hier erstmal über eine Stunde warten. Wer kommt auf die Idee an einem Campingplatz so eine lange Mittagspause durchzuziehen? Wir sind nicht die einzigen wartenden Gäste, die sich über diese Zwangspause wundern.
Vor der Einfahrt des Platzes hat es einen „Wartebereich“ für Wohnmobile, dort stellen wir uns erstmal hin. Der Bereich ist stark abschüssig und die Handbremse quietscht und knarzt. Hoffentlich hält das. Zur Sicherheit ist der Gang noch drin, aber irgendwie wirkt das Ganze nicht sehr vertrauenserweckend. Wenn alles schiefgehen sollte wären wir dann eben doch vor 14 Uhr schon auf dem Platz.
Wir nutzen die Wartezeit und schauen nach, wo der nächste Bus in Richtung Innenstadt abfährt. Die Haltestelle befindet nur ca. 200m vom Campingplatz entfernt und anscheinend kommt alle 8 Minuten ein Bus. Perfekt! Wir laufen noch eine Runde über den Campingplatz und schauen uns mal um. Es hat noch massig freie Plätze, es sollte also kein Problem darstellen dass wir uns nicht vorangemeldet haben. Ansonsten gibt es nicht viel zu sehen. In der Mitte steht ein großes Sanitärgebäude mit Duschen, WC und Waschbecken. An der Schranke am Eingang hat es ein Häuschen mit der Rezeption und einem kleinen Lebensmittelladen. Dort kaufen wir für 9 Euro ein Sixpack Wasser mit 1,5 Liter Flaschen. Ganz schön teuer! Aber wir werden später in der Stadt feststellen, dass der Preis für Luxemburg nicht ungewöhnlich ist.
Vor der Rezeption hat es eine kleine Holzbank, auf der sitzen wir die restliche Zeit aus. Endlich ist es 14 Uhr und wir können einchecken. Die Nacht kostet für uns beide 18€, das ist wohl ok für einen Campingplatz. Strom kostet extra, aber den brauchen wir auch nicht – bisher sind wir einzig und allein mit der Bordbatterie ausgekommen. Da man den Campingplatz eigentlich um 12 Uhr am Folgetag verlassen muss buchen wir noch Late-Checkout hinzu. Das kostet weitere 6€. Der Stellplatz, den wir zugewiesen bekommen, ist etwas schräg. Im Wohnmobil erzeugt das ein ganz eigenartiges Gefühl. Aber wir haben keine Lust jetzt mit den Auffahrkeilen herumhantieren zu müssen. Stattdessen lasse wir alles einfach stehen und liegen und fahren direkt mit dem Bus in die Innenstadt, schließlich wollen wir heute noch was sehen!
Der Bus braucht ca. eine Viertelstunde. Wir haben eigentlich überhaupt keine Ahnung, was man in Luxemburg Stadt so anschauen kann, und holen uns deshalb erstmal bei der Touristeninformation einen Stadtplan. Die Altstadt von Luxemburg ist recht klein und überschaubar, dazuhin befinden sich dort auch scheinbar so ziemlich alle Sehenswürdigkeiten. Alles ist sehr sauber und rausgeputzt, es gibt viele edle Bars und Restaurants. Außerdem hochpreisige Konditoreien und Cafés. Touristen überall. Bei den Preisen staunen wir nicht schlecht, 60€ für ein Essen sind keine Seltenheit. Das kann man natürlich in Stuttgart auch zahlen, abhängig von der besuchten Lokalität, aber hier scheint es die Normalität zu sein. Luxemburg könnte auch eine Stadt in der Schweiz sein.
Durch die Stadt ist mehr oder weniger zweigeteilt: es gibt die Oberstadt (Festung) sowie das Bahnhofsviertel. Die Grenze wird definiert durch das Petruss-Tal, benannt nach dem gleichnamigen Bach. Allerdings stehen dort auch Wohnhäuser, was teilweise den Eindruck erweckt, die Stadt hätte mehrere Stockwerke.
Wir besichtigen die Kathedrale „unserer lieben Frau“, womit wir definitiv das Pensum an Besichtigungen religiöser Bauwerke für diese Woche übererfüllt haben. Die Kathedrale ist sehr prunkvoll ausgestattet, was uns an die südspanischen Kirchen erinnert, die wir in den letzten Jahren so gesehen haben. Es riecht überall nach Weihrauch. Ansonsten gibt es hier aber nicht viel zu sehen und wir ziehen weiter zum großherzoglichen Palast. Der ist kleiner als gedacht und eingeklemmt zwischen andere Gebäude, weshalb wir einige Male einfach vorbeilaufen. Eigentlich hatten wir ein pompöses Gebäude erwartet mit großer Einfahrt, noch größerem Innenhof, Wachen und Klimbim. Erst Google Maps und eine kleine Hinweistafel an einer Wand helfen uns dabei, ihn zu finden. Scheinbar ist der Herzog gerade nicht im Hause, denn es sind weder Wachen anwesend noch ist die Fahne gehisst. Aber egal. Wir waren da und das zählt.
Unser weiterer Weg führt uns vorbei am unscheinbaren Kapuzinertheater bis zum Nationaltheater. Dieses versprüht den Charme der Stuttgarter Liederhalle. Das einzige beeindruckende Gebäude ist das der Pescatore Stiftung. Nie davon gehört. Und wir können auch auf die Schnelle nicht herausfinden, wofür das Gebäude heute benutzt wird.
Claudi würde nun gerne noch einen Supermarkt besuchen. Einfach um zu schauen, was es hier in Luxemburg so für Produkte und Lebensmittel zu kaufen gibt. Leider sind wir zu spät dran und die meisten Läden haben schon zu – auch das größere Einkaufszentrum an dem wir vorbeikommen. Dabei ist es gerade mal 20 Uhr! Dann gehen wir halt etwas Essbares suchen! Am Besten Pizza, da haben wir jetzt beide Bock drauf. Wahrscheinlich müssen wir unser letztes Hemd geben damit wir uns das leisten können.
Aber was ist das? Das Restaurant Basta Cosi! Die Speisekarte liest sich gut und die Preise sind auch in Ordnung. Eine Pizza kostet zwischen 10 und 20€. Die Lokalität ist schick, aber nicht zu abgehoben, sodass wir trotz Freizeitklamotten ohne uns zu schämen hier bleiben können. Wo ist der Haken? Auf Anhieb finden wir keinen und nehmen Platz an einem Tisch im Außenbereich. Zwei Cocktails und zwei Pizzen sollen es sein. Eine sehr gute Wahl. Die Pizza hat einen superdünnen, krossen Boden mit ordentlich Belag und macht satt. Die Cocktails sind ebenfalls sehr gut. Was für ein perfekter Ort um den Tag abzuschließen.
Wir überlegen ob wir morgen nochmals in die Stadt oder direkt nach Saarbrücken zur Therme fahren sollen. Claudi würde ja gerne noch einen luxemburgischen Supermarkt von Innen sehen. Naja, das können wir morgen entscheiden wenn wir absehen können ob die Zeit noch reicht. Auf gehts zur Haltestelle und mit dem Bus zurück zum Campingplatz.
Dort wieder angekommen entpuppen sich unsere Platznachbarn als die Camper aus der Hölle. Sie spielen Fußball – aber nicht auf ihrem eigenen Platz, sondern direkt vor unserer Tür. Einmal fliegt der Ball gegen das Wohnmobil. Mit bösen Blicken vertreibt Claudi die fußballspielenden Nachbarn erfolgreich von unserem Bereich. Leider ist das natürlich wieder ein Minuspunkt für die Womo-Reise. Gutes Zureden hilft da heute auch nicht mehr. Aber es besteht vielleicht die Chance, dass die Saarland-Therme morgen dieses Ereignis wieder wett machen kann. Mal sehen.
Der weitere Abend verläuft ohne besondere Vorkommnisse, unsere Nachbarn verhalten sich nun unauffällig. Trotz der Schräglage können wir gut einschlafen und niemand fällt während der Nacht aus dem Bett.