Montag, 07.05.2018 - Los geht's

Heute ist es endlich soweit! Wir holen unser Miet-Wohnmobil bei Mi-Mobile in Remshalden ab um uns auf die Reise ins Ungewisse zu begeben. Statt um 16 Uhr dürfen wir das Mobil bereits am Mittag abholen. Das kommt uns natürlich sehr entgegen denn wir stellen uns vor, dass wir dadurch den Tag bereits ausgiebig für die Fahrt zu unserem ersten Etappenziel nutzen können. Da der Wetterbericht für Norddeutschland keine sonderlich aufbauenden Worte fand haben wir kurzfristig den Plan für die Route geändert. Statt an die Ostsee zu fahren steht als erster Stop nun Trier auf dem Programm, gefolgt von Bonn und Essen. Innerhalb von sieben Tagen sollte das zu schaffen sein. Auch wenn man in vielen Wohnmobil-Reiseblogs liest, dass das Reisen mit dem Wohnmobil eher gemächlich vonstatten geht und man meistens länger braucht als geplant.

Ich bin schon gespannt ob alles klappt. Kommt man mit dem großen Kasten überall gut durch? Werden wir mit dem langen Überhang an der ersten Abbiegung eine Schneise der Verwüstung hinterlassen? Werden wir Probleme mit den Stellplätzen bekommen? Immerhin haben wir ja nichts reserviert und wollen einfach mal ohne einen echten Plan losfahren. Wie lange wird das Wasser an Bord reichen, und kann man wirklich im Wohnmobil für längere Zeit leben? Oder werden wir vielleicht nach zwei Tagen entnervt ein Hotelzimmer buchen?

Diesmal fällt mein Gepäck deutlich größer aus als das von Claudi. Während sie ihr ganzes Hab und Gut in einem Wanderrucksack unterbringt packe ich den Koffer. Wir wollen direkt mit Sack und Pack mit der S-Bahn nach Remshalden fahren um direkt von dort losfahren zu können. Damit ersparen wir uns wieder nach Hause fahren zu müssen um das Wohnmobil dort zu beladen. Zusätzlich zur Wäsche für alle Wetterlagen packen wir auch noch ein paar Lebensmittel ein. Nudeln, Toast, Kaffee, Trinkwasser, Kraftriegel etc. Wer weiß wann und wo wir das erste Mal etwas zu Essen bekommen können. Wenigstens um das Geschirr und das Bettzeug müssen wir uns nicht kümmern: das haben wir direkt dazu gemietet.

Die Sonne knallt vom Himmel, es hat gefühlte 30 °C. Perfektes Urlaubswetter! Als wir bei der Vermietung ankommen müssen wir zuerst diversen Papierkram ausfüllen, danach bekommen wir den Zündschlüssel sowie zwei Schlüssel für die ganzen Klappen am Aufbau. Unser Wohnmobil ist ein nigelnagelneues Eura Mobil Profila RS 695 HB mit gerade 300km auf dem Tacho. Als Neulinge bekommen wir noch eine ausführliche Einweisung. Wo sind die Sicherungen, wie bedient man das Kontrollfeld im Aufbau, wie füllt man Frischwasser und wie wird man das Schmutzwasser und Anderes wieder los? Am Ende sind wir allwissend, es kann eigentlich nichts mehr passieren. Nur wo man den Füllstand des Wassers ablesen kann vergessen wir zu fragen. Aber dank mobilem Internet finden wir das schnell heraus. Als wir den Zündschlüssel drehen und losfahren ist es schon fast 14 Uhr. Die Einführung hat fast zwei Stunden gedauert, Wahnsinn!

Während unserer Fahrt mit der S-Bahn hatte ich bereits nach dem nächstgelegenen Supermarkt gegoogelt. In der Nähe der Vermietung hat es einen Lidl, und so fahren wir mit zunächst mal auf den Lidl-Parkplatz. Dort räumen wir unseren ganzen Krempel in die Schränke und kaufen noch ein paar notwendige Dinge ein. Als wir den Parkplatz wieder verlassen ist es bereits 15:30 Uhr.

Mit Wohni auf dem Lidl-Parkplatz
Mit Wohni auf dem Lidl-Parkplatz

Im hinteren Bereich des Wohnmobils rumpelt und kracht es. Kein Wunder, schließlich haben wir ja jetzt allerlei Zeug in den Schränken. Wir fahren auf die B29 nach Stuttgart, um von dort aus dann auf die Autobahn zu gelangen – eine blöde Idee. Kurz vor Stuttgart treffen wir auf das Stauende, ab da geht es nur noch im Schritttempo vorwärts. Im Wohnmobil ist so ein Stau immer noch kein Spaß, aber meiner Meinung nach trotzdem deutlich entspannter auszuhalten als im Auto. Man sitzt höher in bequemen Sesseln und behält den Überblick. Zwei Meter hinter einem befindet sich der Kühlschrank mit kühlen Getränken. Und für den Fall der Fälle kutschiert man auch noch ein Klo durch die Gegend. Was kann da schon schiefgehen? Claudi ist trotzdem genervt. Es war ohnehin nicht ihr Vorschlag gewesen einen Wohnmobil-Urlaub zu unternehmen. Es bedurfte sorgfältiger Überzeugungsarbeit im Vorfeld um diese Reise zu ermöglichen. Und da trägt der Berufsverkehr jetzt nicht zur Aufhellung ihrer Stimmung bei.

Als wir wieder eine Kurve durchfahren rumpelt es erneut. Claudi schaut sich von ihrem Sitzplatz aus mal um und siehe da: eine Schublade in der Küche steht offen. Hatten wir vergessen sie zu verriegeln? Ein typischer Anfängerfehler! Da wir sowieso wieder halten müssen kann Claudi kurz aufstehen und die Schublade schließen. Aber siehe da, sie öffnet sich sofort wieder. Was ist da los?

Scheinbar hängt die Schublade etwas zu tief, weshalb die Verriegelung nicht richtig greift. Wir beheben das Problem indem wir ein Geschirrtuch unter die Schublade stecken. Dadurch wird sie nach Oben gedrückt und der Riegel greift wieder.

Nach ungefähr eineinhalb Stunden sind wir endlich durch Stuttgart durch und befinden uns auf der Autobahn. Es herrscht weiterhin reger Verkehr, aber wir kommen wenigstens wieder deutlich schneller voran. Langsam wächst in uns der Verdacht dass wir es an diesem Abend nicht mehr bis Trier schaffen werden. Aber wir bleiben vorerst auf Kurs und schauen mal, wie sich das noch entwickelt. Wohni kann, wenn es nicht gerade bergauf geht, mit seinem Fiat Ducato 130 PS Multijet eine angenehme Fahrtgeschwindigkeit von 100 bis 120km/h erreichen. Bergauf merkt man dann aber das Gewicht des Gefährts deutlich. Je nach Steigung kann es sein dass man nur noch mit 80km/h herumkriecht. Die Lautstärke beim Fahren ist recht angenehm und leiser als ich befürchtet hatte. Leider macht Musikhören über das Autoradio keinen Spaß, denn die Boxen klingen echt jämmerlich. Seltsam eigentlich, denn was soll man denn als Reisemobilist sonst während der Fahrt machen? Sich unterhalten etwa? Für Sprachausgabe und Hörspiele dürften die Klanqualität zumindest noch ausreichend sein.

Auf Höhe Sinsheim ödet uns die Autobahn an und wir entschließen uns dazu, lieber querfeldein über Landstraßen zu zuckeln. Das Gefühl, dass wir es nicht mehr bis nach Trier schaffen werden, ist nun ohnehin Gewissheit geworden. Vielleicht entdecken wir ja dabei noch irgendetwas Interessantes. Vorher machen wir aber erneut eine kurze Pause auf einem Lidl-Parkplatz. Es ist nichts los und wir können mit unserem Schlachtschiff gut parken. Mittlerweile hat sich Hunger breit gemacht und wir überlegen, ob wir uns eine Kleinigkeit zu Essen holen sollen oder ob wir auf gut Glück weiterfahren, in der Hoffnung dass wir an einem schönen Restaurant oder einladenden Imbiss vorbeikommen. Wir entscheiden uns für Letzteres und kaufen beim Lidl nur noch ein paar Getränke für Unterwegs. Dann geht es weiter.

Bereits im nächsten Ort, Dühren, erspäht Claudi ein nett aussehendes Restaurant: die Ratsstube. In Fußnähe lassen wir Wohni auf einem Sportplatzparkplatz (komisches Wort) zurück. Wir besichtigen die Aushängespeisekarte und uns läuft schon das Wasser im Mund zusammen, da kommt der große Schock: „Heute geschlossen“ steht auf einem Zettel an der Eingangstüre. Claudis Miene verfinstert sich und auch mir ist nicht zum Lachen zu Mute. Wir haben einen Bärenhunger und hatten uns schon so auf Essen gefreut. Als wir gerade gehen wollen öffnet sich plötzlich die Tür, eine Frau bittet uns herein. Das Restaurant hat doch geöffnet, es sind sogar ein paar andere Gäste anwesend. Scheinbar wurde der Plan, das Restaurant an diesem Tag zu geschlossen zu lassen, kurzfristig wieder verworfen – das Schild bleibt aber hängen. Da sich das Wetter weiterhin von seiner besten Seite zeigt nehmen wir im Außenbereich Platz. Wir gönnen uns ein paar sehr gute Spargelgerichte und eine warme Apfeltasche zum Nachtisch. Jetzt ist die Welt wieder in Ordnung, und Claudis Meinung über diese Art des Reisens hat sich auch wieder etwas verbessert. Sie befindet sich jetzt schätzungsweise auf einem neutralen Niveau.

Die Ratsstube in Dühren
Die Ratsstube in Dühren

Es ist noch nicht sehr spät, deshalb fahren wir weiter. Auf der Landstraße überholen wir gekonnt einen Rollerfahrer, es sollte unser erstes und einziges Überholmanöver mit dem schweren Tross bleiben. Zur Sicherheit prüfe ich, ob der Rollerfahrer nach dem Überholmanöver noch auf der Fahrbahn zu sehen ist. Ein oder zwei Stunden später – es ist bereits dunkel - erreichen wir Speyer und erspähen den beleuchteten Dom in der Ferne. Sieht cool aus, den wollen wir uns noch kurz von Nahem anschauen. Seltsamerweise landen wir schon wieder auf einem Lidl-Parkplatz. Da schon geschlossen ist können wir das Mobil dort stehen lassen und machen uns zu Fuß auf den Weg zum Dom. Rein kommen wir natürlich nicht mehr, aber das hatten wir auch nicht erwartet. Danach spazieren wir noch durch die Fußgängerzone und beschließen, irgendwann mal bei Tag wiederzukommen. Obwohl es schon spät ist ist es immer noch sehr warm und eigentlich perfekt, um jetzt irgendwo bei einem Drink zu versacken. Aber wir entschließen uns stattdessen dazu noch ein paar Kilometer weiter zu fahren in Richtung Trier, damit wir am nächsten Tag frühzeitig dort eintreffen können.

Der Speyer Dom bei Nacht
Der Speyer Dom bei Nacht

Die kommende Fahrtstunde verläuft unspektakulär, langsam erfasst uns zudem die Müdigkeit. Zeit einen Schlafplatz zu finden! Wir fahren durch eine kleinere Ortschaft auf der Suche nach einem passenden Parkplatz, aber leider gestaltet sich die Suche recht schwierig. Auf dem Schwimmbadparkplatz dürfen nur Badegäste parken, einen Sportplatz scheint es nicht zu geben und in den Wohngebieten ist schon alles zugeparkt. Im Industriegebiet könnte man nächtigen, aber es wirkt nicht sonderlich einladend. Außerdem hat Claudi keine Lust darauf sich schon um 6 Uhr morgens mit LKW Gerumpel aus dem Schlaf reissen zu lassen. Da hat sie nicht unrecht! Am Ende schauen wir dann doch mal im Stellplatzführer und stellen fest, dass es ganz in der Nähe am Ohmbachstausee einen hat. Also nichts wie hin! Hoffentlich hat es noch einen Stellplatz übrig für uns.

Wir fahren ein paar Kilometern und biegen dann ab in eine kleine Straße, die aussieht als führte sie in einen Wald hinein. Es ist stockfinster, hoffentlich sind wir hier richtig! Wir fahren noch ein Stück und erreichen eine Schranke. Könnte das der Stellplatz sein? Es ist sonst nichts zu sehen und die Schranke steht offen. Wir fahren durch und befinden uns mitten auf einem Campingplatz. Das war natürlich nicht unser Ziel und wir wundern uns, dass man hier nachts einfach so reinfahren kann. Wir hoffen, dass wir durch unser folgendes Wendemanöver nicht den halben Platz aufwecken und fahren wieder raus. Da entdecken wir den Stellplatz nebenan, hinter Sträuchern und fast ohne Beleuchtung. Den hatten wir bei der Herfahrt übersehen, wen wundert's. Dazu kommt noch dass der Platz komplett verwaist ist. Aber scheinbar ist er geöffnet und so parken wir im hintersten Eck unter ein paar Bäumen. Wir sind hundemüde als wir ins Bett steigen und schlafen sofort ein.

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