Sonntag, 11.09.2022 - Mit dem Fahrrad durch die Bardenas Reales

Was macht der Oli mit dem Fahrrad in der Wüste? Eine Radtour! Heute stehe ich auf dem Wohnmobil-Stellplatz in Arguedas vor dem Naturpark Bardenas Reales. Der Plan – eine eintägige Fahrradtour durch die Halbwüste in Navarra im Norden Spaniens. Im Wohnmobil habe ich meistens mein kleines Klapprad dabei. Das quietscht und ächzt, sobald ich mich ihm nähere oder gar damit herumfahre – was mich in ständige Bereitschaft versetzt, mich beim möglichen Zusammenbruch im nächsten Grünstreifen am Straßenrand abrollen zu können. Denkbar ungeeignet also für die geplante Tour, da es in der Halbwüste weder Straßen noch Grünstreifen gibt. Aus diesem Grund entscheide ich mich, ein Fahrrad zu mieten.

Hier haben mal Leute gewohnt
Hier haben mal Leute gewohnt

Mein Wecker klingelt bereits um 8 damit ich noch in Ruhe Kaffee trinken kann, bevor ich pünktlich um 9 zur Öffnung des fußläufig gut erreichbaren Fahrradverleihs "Bardenas Bikes" eintreffe. Hier wird nur Spanisch und Französisch gesprochen. Aber da es in dem Laden wirklich nichts gibt – außer Fahrräder zum Leihen – kann ich mithilfe von Händen und Füßen überzeugend darlegen, dass ich ein e-Bike leihen möchte. Ich bekomme ein "Cube Bike" und aus irgendeinem Grund fährt mich die Verkäuferin vom Laden sogar samt Bike zum Touristen-Informationszentrum am Eingang der Wüste, was mir einen Fahrweg von ca. 5km erspart.

Dort angekommen erspähe ich schon einige Camper, die vorher noch auf dem Stellplatz in Arguedas standen. Der Großteil der Wüste kann mit normalen Autos und auch Wohnmobilen befahren werden, 4x4 ist zumindest bei trockenem Wetter absolut nicht notwendig. Die Straßen sind zwar nicht asphaltiert, aber dennoch besser in Schuss als manche italienische Autobahn. Allerdings dürfte die Rundtour so einige Schrankinhalte neu sortieren.

Skurrile Landschaften
Skurrile Landschaften

Mein Weg führt mich zuerst noch in das Informationszentrum, wo ich kostenlos eine Karte mit Wegbeschreibung und eingezeichneten Sehenswürdigkeiten des Naturparks bekomme. Tolle Sache, selbst der Eintritt in den Park ist (noch) kostenlos! Dann gehts los.

Vom Eingang aus geht es ca. 5km bergab bis zu einer Weggabelung vor einem Militärstützpunkt, der den gesamten inneren Bereich des Rundwegs einnimmt. Hier ist Betreten verboten (und vermutlich auch sehr schwierig), ansonsten darf man sich aber relativ frei (zu Fuß) im Naturpark bewegen. Mit dem Auto muss man auf der ausgewiesenen Schotterpisten oder Haltepunkten am Wegrand bleiben. Ich treffe einen Radfahrer, der sich verfahren hat, und wir diskutieren, wo die Route nun wohl weitergeht. Scheinbar ohne Erfolg, denn er fährt in die falsche Richtung davon. Ich folge der Route nach rechts, ab hier geht es auf einem holprigen Schotterweg weiter. Zum Glück ist es etwas bewölkt, sodass ich zumindest am Anfang der (Tor)Tour noch nicht so sehr ins Schwitzen komme. Ab 12 Uhr soll die Sonne herauskommen und es kann bis zu 36°C heiß werden. Dann wird es vermutlich unerträglich in der Wüste, so ganz ohne Schatten und nur mit dem Fahrrad, weshalb ich hoffe, bis dahin zumindest nahe dem Ende des Rundwegs zu sein. Links und rechts vom Weg erstrecken sich endlose, karge Flächen mit nur wenig Bewuchs – nur ein paar Sträucher und Gräser halten es hier aus. In der Ferne sieht man überall bergige Erhebungen mit interessanten Formen. Ich komme vorbei an ein paar vom Wind und Wetter glattgewaschenen Sandhügeln und einem verlassenen Stall. Von einem Hügel aus erspähe ich einen kleinen See, die "Embalse de Zapata".

Wikipedia sagt, dass hier wohl zu Urzeiten mal ein Meer gewesen sei, das sich mit den Jahren und der fortschreitenden Anhebung der iberischen Platte verdünnisierte. Der Rest der seltsamen Landschaft wurde danach vom Wasser aus den Pyrenäen geformt.

Oli in der Wüste
Oli in der Wüste

Nach der Embalse wird es etwas anstrengender, denn es geht nun leicht bergauf und die Sonne knallt mittlerweile ungehindert vom Himmel herab. Zum Glück habe ich heute morgen in Sonnencreme gebadet und zur Not auch noch was dabei. Hinter einem Hügel mache ich eine Pause und setze mich kurz in den Schatten eines Steinhaufens, den wohl jemand mit sehr viel Langeweile gebaut hat. Ich kann mir jetzt gut vorstellen wie es sich anfühlen muss, in einer echten Wüste ohne Rundweg herumzuirren. Ich denke da ist man schnell am Ende.

Fahrrad in der Wüste
Fahrrad in der Wüste

Weiter geht es, vorbei an noch mehr kargen Flächen mit wenig Bewuchs. Ich treffe den Radfahrer vom Beginn der Strecke wieder und er lebt noch. Die Tour geht vorbei an einigen Hügeln die ich vorher bereits aus der Ferne gesehen hatte. Leider taugt die Smartphone Kamera von meinem alten iPhone XS hier echt nichts um anständige Fotos zu schießen. Jeder Berg und Hügel wird am Ende auf dem Foto einfach nur winzig und ist kaum noch zu sehen, unbeachtet dessen wie groß und beeindruckend er in Realität aussah.

Berge in der Wüste
Berge in der Wüste

Aber was ist das? Nach 15 weiteren Kilometern in brütender Hitze erreiche ich ein kleines Häuschen mit Vordach. Ich bin schon fast gar, aber hier kann ich endlich eine längere Pause im Schatten einlegen und mich nochmal ordentlich mit Sonnencreme zukleistern.

Häuschen in der Wüste
Häuschen in der Wüste

Nach ca. 20 Minuten zieht es mich weiter. Die letzten Kilometer der Strecke führen vorbei am "Castil de Tierra", dem Wahrzeichen des Parks – einem Felsen, der aussieht wie eine Zipfelmütze. Hier ist natürlich die Hölle los, alle Camper, Autos, Motorrad- und Quad-Fahrer haben sich versammelt um Fotos zu schießen. Ich mache mit.

Castil de Tierra
Castil de Tierra

Danach habe ich es fast geschafft. Um etwas schneller und kraftsparender voran zu kommen, schalte ich zum ersten Mal den Elektromotor zu. Im Turbomodus fährt das Fahrrad fast von selbst, mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 30km/h sause ich zur Gabelung an der Militärbasis, hinauf zum Tourismus-Informationszentrum und auf den dortigen Parkplatz, auf dem schon wie gerufen ein Food-Truck wartet. Ich esse ein überteuertes Toastbrot mit Schinken und Paprika, aber es schmeckt lecker. Auch die überteuerte Cola schmeckt super.

Als ich zurück zum Stellplatz komme ist dieser fast leer. Die meisten Camper fahren wahrscheinlich noch in der Wüste herum oder sind schon weitergezogen. Da ich ziemlich platt bin und für den Tag genug Sonne getankt habe, verläuft der Nachmittag und Abend ziemlich belanglos. Der Ausflug in die Bardenas hat sich absolut gelohnt. Es war ein toller und interessanter Trip durch eine surreal wirkende Wüstenlandschaft.

Felsen in der Wüste
Felsen in der Wüste
Straße in der Wüste
Straße in der Wüste

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