Donnerstag, 10.05.2018 - Ein Tag in Trier

Als wir aufwachen ist es sehr frisch im Wohnmobil und viel Licht fällt auch nicht durch die Deckenfenster. Das lässt nichts Gutes erahnen! Wir schieben den Sichtschutz der Fenster zur Seite und sehen, dass es trüb und grau draussen ist. Sieht aus wie das perfekte Sofa-Fernsehwetter! Andererseits wollen wir ja die Stadt besichtigen und da ist es gar nicht so unvorteilhaft, wenn es nicht zu heiß ist. Außerdem haben wir kein Sofa und auch keinen Fernseher dabei.

Es gibt den obligatorischen Morgen-Kaffee, Frühstück fällt wieder aus. Außerdem nehmen wir diesmal den Bus, der unweit vom Stellplatz abfährt, in die Innenstadt zum Hauptbahnhof. Dort holen wir uns ein paar Brezeln und belegte Brötchen für unterwegs und weiter gehts Richtung Porta Nigra („Das schwarze Tor“).

Diese wurde von den Römern im zweiten Jahrhundert n. Chr. erbaut und war als Stadttor Teil der über 6km langen Stadtmauer. Durch Mikroorganismen wurde der Sandstein schwarz gefärbt, woher auch ihr heutiger Name rührt. Für erneute 4€ dürfen wir alle drei Stockwerke besichtigen. Vom obersten Stockwerk aus hat man auch einen tollen Ausblick auf die Stadt. Wer Trier besichtigt kommt an der Porta Nigra eigentlich nicht vorbei. Ob man eine Führung braucht sei mal dahingestellt, wie auch beim Amphitheater erhält man am Eingang kostenlos eine Ortientierungskarte mit ausreichend Informationen.

Die Porta Nigra
Die Porta Nigra

Direkt nebenan befindet sich der Simeonstift dessen Namensgeber man es zu verdanken hat, dass das Bauwerk heutzutage überhaupt nocht steht. Simeon war ein Pilger, welcher sich in der Porta Nigra einmauern ließ und dort dann auch starb. Er wurde vom Erzbischof Poppo heilig gesprochen, und die Porta Nigra wurde Teil einer Kirche, wodurch ihr weiterer Verfall und Abbau gestoppt wurde. Die Nutzung als Kirche ist heute noch gut sichtbar, beispielsweise an den Altarräumen.

Wir werfen einen Blick in den Innenhof und schauen im Netz nach, wo eigentlich die neue Karl Marx Statue stehen soll, die Trier erst kürzlich von China geschenkt bekommen hat. Sie befindet sich unweit vom Simeonstift, also statten wir ihr auch noch einen kurzen Besuch ab. Die Statue ist belagert von Touristen, dennoch schaffen wir es irgendwie ein Bild ohne zig posierende Leute zu schießen.

Die Karl Marx Statue
Die Karl Marx Statue

Als Nächstes besuchen wir den Trierer Dom, der praktisch mit der nebenan stehenden Liebfrauenkirche verschmilzt. Ansich macht der Dom im Inneren nicht so viel her und Gotteshäuser sind auch nicht so meine Sache. Im Untergeschoss befindet sich aber ein Altarraum der ganz anders verziert und dekoriert ist als wir es kennen. Um die Säulen des Raums schlingen sich Schlangen und an der Decke befinden sich gemalte Figuren, die aus einem Cartoon stammen könnten. Überall hängen irgendwelche Pendel herum. Man hat das Gefühl sich in einem Raum eines Geheimbunds zu befinden. Bei unseren spärlichen Recherchen konnten wir bisher allerdings nichts über die Bedeutung herausfinden.

Dann gibt es noch eine Kapelle in der ein Rock liegt („Heilig-Rock“) in den angeblich ein Fetzen von Jesus’ Gewandt eingenäht wurde. Warum hat man das gemacht? Wir wissen es nicht. Wir können uns ebenfalls nicht vom Wahrheitsgehalt dieser Aussage überzeugen – auch da man die Kapelle als Normalsterblicher scheinbar nicht betreten darf. Wie in der Kirche üblich ist Glauben halt alles. Den hübschen Innenhof des Doms besichtigen wir noch, ebenso die nicht so hübsche und wenig beeindruckende Liebfrauenkirche.

Der Altarrauraum im Untergeschoss
Der Altarrauraum im Untergeschoss
Seltsame Zeichnungen an der Decke
Seltsame Zeichnungen an der Decke
Und ein heiliger Rock
Und ein heiliger Rock

Ganz in der Nähe hat es ein Mini-Frühlingsfest über das wir im Anschluss schlendern. Es hat ungefähr fünf Fahrgeschäfte und ein paar Fressbuden. Irgendwo nicht weit entfernt müsste auch das Geburtshaus Karl Marx’ stehen, aber wir finden es erst nach einigem Suchen. Was mitunder daran liegt, dass es so unscheinbar aussieht. Der Anblick von Außen reicht uns diesmal und wir laufen direkt weiter in Richtung römischer Brücke. Diese wurde im Laufe der Jahrhunderte oft verändert, umgebaut oder auch zerstört. Dementsprechend ist von ihrem ursprünglichen Erscheinungsbild vermutlich nicht mehr viel zu sehen. Außerdem führt eine vielbefahrene Straße über die Brücke, was nicht zu einem positiven Eindruck beiträgt. Wir schießen noch ein paar Fotos und laufen danach mehr zufällig an den Barbarathermen vorbei.

Die Römerbrücke
Die Römerbrücke

Von den Thermen stehen nur noch ein paar Mauerreste, eine Brücke führt über die gesamte Anlage. Es kostet keinen Eintritt und so können wir als Schwaben natürlich nicht daran vorbeilaufen. Auf der Brücke hat es verschiedene Tafeln mit Beschreibungen zu den einzelnen Bereichen. Das ist ziemlich interessant und wir verbringen fast eine Stunde auf dieser Brücke. Auch wenn man nur die Mauerreste sieht bekommt man ein gutes Bild von der schieren Größe der Anlage. Dass die Römer oft Fußbodenheizungen verbauten war bekannt, aber dass sie auch gewärmte Wände nutzten wusste ich noch nicht. Außerdem gab es Becken mit verschiedenen Wassertemperaturen. Die Bäder müssen damals der pure Luxus gewesen sein. Ich würde echt gerne mal ins alte Rom reisen und mir so eine Therme in der Realität anschauen.

Die Barbarathermen
Die Barbarathermen. Auf dem Foto kommt es nicht gut rüber, aber die ganze Ausstellung bzw. Ausgrabungsstätte war sehr interessant aufbereitet.

Nur ca. einen Kilometer weiter kommt man an den Kaiserthermen vorbei. Diese kosten allerdings wieder 4€ Eintritt, außerdem kann man von der Straße aus in den Thermenbereich schauen. Wie zu erwarten war hat es auch dort nur ein paar Mauerreste. Den Eintritt sparen wir uns und machen stattdessen noch einen kleinen Schlenker am Landesmuseum vorbei.

Die Kaiserthermen
Die Kaiserthermen. Sehr viel mehr als hier abgebildet scheint es nicht mehr zu sehen zu geben.

Es ist schon fast 6 Uhr Abends und wir haben heute noch nicht viel gegessen, dementsprechend meldet sich nun der Hunger zu Wort. Er treibt uns zurück zum Weingut, wo wir das Restaurant ausprobieren wollen. Sehr viele Leute sind da, aber wir können noch einen Sitzplatz ergattern. Ich bestelle einen Burger mit Pommes, Claudi entscheidet sich für Quiche und Suppe als Vorspeise. Außerdem probieren wir noch ein paar Weine und Sekt, schließlich sind wir ja auf einem Weingut. Im Wohnmobil wäre auch noch ausreichend Platz vorhanden für mehrere Kisten, falls wir welche mitnehmen wollen. Leider müssen wir sehr lange auf das Essen warten, vermutlich weil so viel los ist. Nach über einer Stunde, bekomme ich einen Burger hingestellt! Ich will gerade zugreifen da wird mir der Teller wieder vor der Nase weggezogen – es war der falsche Burger, dieser war für meinen Sitznachbarn bestimmt. So ein Mist! Jetzt ist meine Laune dahin und ich bin hangry. Da hilft auch der gute Wein nichts.

Schnell wie der Wind entreisse ich der Bedienung den Burger wieder und beisse rein, um Fakten zu schaffen. Leider nur vor meinem geistigen Auge. Nach einer weiteren gefühlten Ewigkeit kommt endlich unser Essen. Diesmal darf ich meinen Burger auch behalten und er schmeckt wirklich gut. Die Pommes sind interessant, sie bestehen scheinbar aus Kartoffelpufferteig. Zumindest schmecken sie so und auch die Konsistenz ist passend.

Trotzdem bessert sich meine Laune nur langsam wieder und wir beschließen, uns zum Stellplatz zurückzuziehen. Da wir die Sehenswürdigkeiten von Trier, welche uns interessierten, alle heute erfolgreich abgeklappert haben wollen wir morgen abreisen. Da müssen wir ohnehin nochmal zum Weingut um die Stellplatzgebühr zu zahlen und dann werden wir auch noch ein paar Flaschen Wein und Sekt mitnehmen. Aber für heute ist es genug.

Zurück im Wohni überlegen wir, wie wir den Rest der Woche gestalten wollen. Für Bonn und Essen scheint uns die Zeit mittlerweile zu knapp zu sein, am Sonntag müssen wir immerhin schon wieder nach Stuttgart zurück. Luxemburg Stadt ist nur 50km entfernt. Wir waren beide noch nicht in Luxemburg und es hat scheinbar auch einen kostenlosen Stellplatz. Das soll also unser nächstes Ziel sein. Am Samstag wollen wir uns dann schon wieder in Richtung Stuttgart bewegen und bei Saarbrücken noch die Saarland-Therme ausprobieren.

Müde vom Wein und Essen fallen wir ins Bett. Es regnet jetzt, viel machen können wir da ohnehin nicht mehr.

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