Seit gut zwei Monaten bin ich glücklicher Besitzer einer HTC Vive. Nach anfänglichen Problemen mit der Bestellungsabwicklung hat es dann doch noch geklappt. Die Vive ist mehr als ein modisches Accessoire um schick auszusehen. Mittlerweile gibt es eine durchaus große Auswahl an VR-fähigen Spielen und diversen Demos auf Steam, und die Liste wird täglich länger. Das Room-Scale-Tracking war für mich nicht ausschlaggebend um mir die Vive zu holen. Eher war es die Akquisition von Oculus durch Facebook, wodurch die Rift für mich aus Prinzip unkaufbar wurde. Letztendlich hat es sich aber herausgestellt dass gerade das Tracking im Raum absolut genial ist und wirklich gut funktioniert. Ich kann mir gar nicht mehr vorstellen irgendwelche VR-Spiele zu zocken bei denen man öde auf seinem Stuhl sitzt und sich via Maus, Tastatur oder Gamepad bewegt. Mit der Vive kann man stundenlang herumhampeln und hat man meistens wirklich das Gefühl komplett in das jeweilige Spiel eintauchen zu können. Bisher ging auch nichts in der Wohnung zu Bruch, allerdings habe ich die Controller schon einige Male unbeabsichtigt an die Decke und den Boden geknallt. Das sogenannte Chaperone-System zeigt einem zwar die Grenzen des Spielfelds im Raum, prüft aber nicht die Deckenhöhe des Zimmers mit ab.
Zum Setup und zur Hardware werde ich nun auch gar nichts schreiben, denn das wurde von anderen Seiten bereits zu Genüge durchgekaut. Wer sich dafür interessiert wird auf Google schnell fündig. Daher hier einfach mal die aktuelle Liste meiner favorisierten VR-Spiele.
Space Pirate Trainer
Man steht auf einer Plattform oberhalb einer futuristischen Stadt (vermutlich auf einem Hochhaus) und schießt auf herumfliegende Roboterkugeln, welche wiederum versuchen einen selbst abzuschießen. Das Spiel ist in Waves aufgeteilt und mit jeder neuen Wave kommen weitere Roboter hinzu – wobei diese immer fieser und hinterhältiger werden. Bevor man von einem feindlichen Schuss getroffen wird verlangsamt sich die Zeit – wie man es aus dem Film Matrix kennt. Allerdings schießen in den höheren Waves meistens mehrere Roboter gleichzeitig auf einen, weshalb man es trotz Zeitverlangsamung oft nicht mehr schafft rechtzeitig auszuweichen. Nach drei Treffern ist das Spiel dann vorbei.
In den Händen hält man wahlweise zwei Waffen, oder man greift hinter sich und holt ein Schutzschild hervor. Schießt man mehrere Roboter innerhalb einer kurzen Zeitspanne ab so erhält man Kombo-Boni. Deshalb ist es ratsam eher ohne Schild zu spielen, da man mit beiden Waffen einfach mehr trifft. Grafisch kann das Spiel sicherlich keine Preise gewinnen, aber es macht Spaß und fesselt langfristig. Mittlerweile ist meine akkumulierte Spielzeit laut Steam auf über 24 Stunden angewachsen. Die erreichten Punktzahlen werden online publiziert, im Startbildschirm sieht man dann immer die täglichen, wöchentlichen und alltime Highscores. Auch die Punktzahlen von auf Steam befreundeten Spielern kann man einsehen. Leider gibt es noch keinen Multiplayer-Modus, aber was nicht ist kann ja noch werden, das Spiel befindet sich immerhin noch in der Entwicklung. Auch etwas mehr Abwechslung durch weitere unterschiedliche Robotertypen wäre willkommen. Scheinbar sind Boss-Fights bereits in Planung, also mal schauen. Die knapp 15€ sind meiner Ansicht nach auf jeden Fall gut angelegt.
Space Pirate Trainer auf Steam
Budget Cuts
Dieses Spiel ist aktuell leider nur eine sehr frühe pre-alpha Demo. Einen Releasetermin für die finale Version gibt es noch nicht, wenngleich das Spiel scheinbar noch 2016 erscheinen soll. In der aktuellen Demoversion bekommt man die Aufgabe in eine Firma einzubrechen und sein eigenes Bewerbungsformular abzustempeln. Man kann sich im Bereich des Spielfelds frei bewegen, um weitere Strecken zurückzulegen verwendet man dann eine Art Portalkanone. Mit dieser schießt man einen blauen Ball, der sich beim Auftreffen auf eine Oberfläche in ein Portal verwandelt an dessen Stelle man sich "beamen" kann. Anfänglich ist das etwas gewöhnungsbedürftig, nach kurzer Zeit hat man sich aber so daran gewöhnt dass man nicht mehr weiter darüber nachdenkt. Dazuhin wird diese Art der Fortbewegung bereits bei sehr vielen Vive-kompatiblen Spielen verwendet, zum Beispiel auch bei Valves "The Lab". Zu Beginn des Spiels besitzt man außer der Portalkanone nichts. Beim Erkunden der Räumlichkeiten findet man allerdings alle möglichen Gegenstände die man entweder herumwerfen oder ins Inventory packen kann. Auch trifft man auf Wachroboter, an denen man möglichst ungesehen vorbeikommen sollte. Wenn man etwas sucht findet man aber auch Messer, mit denen sich die Wachroboter durch einen gut gezielten Wurf ausschalten lassen.
Das Spiel macht großartigen Gebrauch vom Room-Tracking. So gibt es Stellen an denen man zum Beispiel nur geduckt weiterkommt, da man sonst an der Decke anstoßen würde. Oder man muss sich hinter niedrigen Mäuerchen verstecken, oder um die Ecke schauen um zu sehen ob der Wachroboter verschwunden ist. Das Spiel fesselt total und man vergisst irgendwann fast, dass man sich nur in der virtuellen Realität befindet. Grafisch macht es nicht viel her, aber das ist bei den meisten VR-Spielen auch eher nebensächlich. Es kommt nicht auf die Grafik an, sondern den Grad der Immersion. Und der ist hier definitiv sehr hoch. Ich hoffe dass Neat Corporation daraus wirklich noch ein fertiges Spiel entwickeln wird – immerhin besteht die kleine Softwarebude nur aus zwei Leuten. Kaufen würde ich es sofort, die Demoversion ist natürlich kostenlos.
The Brookhaven Experiment
Auch ein Shooter wie Space Pirate Trainer, allerdings kämpft man hier gegen Zombies statt gegen Roboter. Zur Story gibt es nicht viel zu sagen. Irgendein Experiment ist schiefgelaufen und nun steht man da – alleine, mitten in der Nacht auf einer Wiese und um einen herum tauchen überall Zombies auf die es zu erledigen gilt. In der einen Hand hält man eine Taschenlampe, in der anderen eine Waffe. Die Batterie der Taschenlampe ist endlich und auch die Munition der Waffe sollte man sich einteilen. Nach jedem Level erhält man die Möglichkeit irgendeine Eigenschaft zu verbessern. So kann man zum Beispiel einen Laserpointer auf die Waffe packen oder explosive Munition nachrüsten. Wie viele VR-Spiele auf Steam befindet sich das Brookhaven Experiment noch in der Entwicklung. Die finale Version soll wohl Ende Juni 2016 erscheinen, kaufen kann man sie bereits jetzt für 14,99€ statt 19,99€. Aber es gibt auch eine kostenlose Demoversion.
The Brookhaven Experiment auf Steam
Cyberpong VR
Passender wäre meiner Meinung nach der Name "Breakout VR", da man bei diesem Spiel große und kleine Klötze mit einem oder mehreren Bällen zerstören muss. In der Hand hält man zwei Schläger, wahlweise kann man auch diverse Extras aktivieren. So gibt es einen Raketenwerfer der auf einen Schlag alle Klötze in die Luft sprengt oder eine Art Greifer, mit welchem man einen Ball kurzzeitig festhalten kann. Gespielt wird in einem gangartigen, futuristisch aussehenden Raum aus farbigen Linien. Erinnert grafisch etwas an Tron. Vor einem tauchen die Klötze auf und der Ball fliegt vor und zurück. Um etwas Spannung ins Spiel zu bringen fliegen die Klötze langsam auf einen zu. Sobald sie einen festgelegten Grenzbereich erreicht haben ist das Spiel vorbei. Je länger man spielt desto schneller bewegen sich die Klötze natürlich, was dann irgendwann echt stressig wird. Grüne Klötze sorgen dafür dass ein weiterer Ball ins Spielfeld geschickt wird. Je mehr Bälle man kontrollieren muss desto anstrengender und hektischer wird die Sache. Dafür wird es dann aber auch leichter die Klötze schnell genug von der Spielfläche zu räumen. Punkte gibt es scheinbar keine, es geht nur darum möglichst lange zu überleben. Leider lenkt die bunte Grafik teilweise sehr stark vom Chaperone ab, sodass man wirklich aufpassen muss in der Hektik nicht irgendwas im Zimmer zu zerstören.
Der Multiplayer-Modus passt dann schon eher zum Spieltitel, denn hier spielt man tatsächlich direkt gegen einen anderen Spieler. Man zerstört also keine Klötzen sondern versucht den Ball möglichst häufig beim Gegenspieler aus dem Feld zu hauen. Aktuell muss man leider relativ lange warten bis ein Match zustande kommt.
Insgesamt macht das Spiel schon Laune, die kostenlose Demoversion sollte man sich einfach mal anschauen. Die Vollversion bekommt man dann für 14,99€.
Was gibt es sonst noch?
Zugegebenermaßen ist die hier aufgeführte Liste relativ übersichtlich. Ich habe aber bewusst einige wirklich gute Spiele weggelassen da ich sie jeweils nur einmalig gespielt habe und sie keinen Wiederspielwert besitzen. Dazu gehören "The Gallery - Episode 1: Call of the Starseed", "A Chair in a Room: Greenwater" sowie "Portal Stories: VR".
Chair in a Room fand ich grafisch und atmosphärisch ziemlich gelungen, die Rätsel die man lösen musste waren aber zum Großteil ziemlich dämlich und unlogisch. Viele Rätsellösungen basieren auf irgendwelchen Triggern. Das heißt man muss irgendeinen Gegenstand anfassen damit ein anderer erscheint. Sowas mag ich eigentlich gar nicht. Aber wie gesagt, grafisch fand ich das Spiel ganz cool, wenn auch insgesamt zu kurz. Eine erwähnenswerte Eigenschaft ist, dass dieses Spiel sich scheinbar an die räumlichen Gegebenheiten des Spielers anpasst. Da man sich nur sehr selten in Außenbereichen befindet funktioniert das wirklich gut. In den virtuellen Räumen hat man immer nur so viel Platz wie im realen Raum, und kann daher alles durch tatsächliche Bewegung bzw. Herumlaufen und ohne Teleportation oder Ähnliches erreichen. A Chair in a Room ist aktuell für 22,99€ auf Steam erhältlich.
The Gallery ist sowohl grafisch als auch von den Rätseln her meiner Ansicht nach das gelungenste (vollständige) Spiel abseits der Shooter. Wie bei Budget Cuts bewegt man sich hier via Teleportation durch die Welt. Es gibt keine Gegner und man kann auch nicht sterben. Ähnlich wie bei einem Point-and-click Adventure muss man alles erforschen und diverse Gegenstände einsammeln um weiterzukommen. Das Spiel macht Spaß, leider aber hat man es nach etwas mehr als einer Stunde durchgespielt. Und für diesen kurzen Spielspaß verlangen die Entwickler 27,99€. Insofern kann man es nur bedingt empfehlen. Ich hoffe dass die nachfolgenden Teile deutlich günstiger zu haben sein werden.
Portal Stories ist eine kostenlose VR-Ministory, welche im Portal Universum spielt. Grafisch sowie vom Humor her könnte man meinen das Spiel stammte von Valve. Allerdings handelt es sich um einen Community-Mod. Portale gibt es keine (was für VR vermutlich auch zu heftig wäre), stattdessen bewegt man sich über Teleportation. In der einen Hand hält man also das Teleportationsdevice, in der anderen ein Gerät mit dem man eine Art Traktorstrahl erzeugt. Damit lassen sich Gegenstände aufgreifen oder heranholen. Leider sind die Rätsel wirklich einfach gestaltet, nach knappen 20 Minuten war ich durch. Es gibt noch ein nettes Goodie am Ende, das ich nicht spoilern will. Da es kostenlos ist lohnt sich ein Download definitiv.