Seit Freitag ist sie nun erhältlich: Apples neuste Betriebssystemversion 10.6 aka Snow Leopard. Meine Freundin konnte mir glücklicherweise direkt zum Verkaufsstart ein Exemplar bei Gravis besorgen, so dass ich jetzt bereits zwei Tage Zeit hatte, die neue Version unter die Lupe zu nehmen.
Installation
Zur Installation gibt es eigentlich nicht viel zu sagen. Man legt die Snow Leopard DVD ein, und startet den Installer. Wer noch PowerPC-Software einsetzen will, sollte auf jeden Fall die angepasste Installation wählen – denn Rosetta ist von nun an eine optionale Softwareinstallation. Der alte QuickTime 7 Player lässt sich so auch noch mit installieren, was auf jeden Fall empfehlenswert ist. Verschiedene Installationsarten gibt es beim Snow Leopard Installer nicht mehr, “Archivieren und installieren” ist weggefallen. Die Installation selbst läuft ohne einen Neustart des Rechners an und dauerte auf einem Mac Mini, einem iMac und einem MacBook Pro jeweils knapp 50 Minuten. Nach der Installation hat man tatsächlich deutlich mehr Speicherplatz frei auf der Festplatte. Wieviel das ist, hängt wohl vom Rechner ab – auf meinem iMac waren es gute 7 GB.
Der erste Eindruck
Direkt nach der Installation (und gegebenenfalls nach dem Login) startet der Snow Leopard Introfilm. Glücklicherweise in einem eigenen Fenster, das man auch vor komplettem Ablauf des Films schließen kann. Ansonsten hat sich auf den ersten Blick nicht viel verändert. Das Menüsymbol für Tastaturübersicht und Zeichenpalette wurde abgeändert, und Automator-Abläufe zeigen nun ein sich drehendes Zahnrad an, statt eines großen roten Stop-Symbols.
Beim Verkleinern und Vergrößern von Fenstern – sowie in der Spaces-Übersicht und in Exposé – bleiben die Schatten der Fenster nun während aller Animationen erhalten. Bei früheren Mac OS X Versionen wurde dieser (wohl aus Performancegründen) ausgeblendet – was insbesondere beim Aufruf von Spaces teilweise zu hässlichem Flackern führte. Exposé wurde ebenfalls aufgebohrt, und zeigt nun auch Fenster an, die sich gerade verkleinert im Dock befinden. Hierzu wird der Spaces-Bereich zweigeteilt: im oberen Bereich finden sich alle offenen Fenster, im unteren Bereich alle Fenster im Dock. Durch Drücken der Leertaste wird das gerade ausgewählte Fenster herangezoomt.
Dass sich Exposé nun auch direkt aus dem Dock für einzelne Programme aufrufen lässt, dürfte wahrscheinlich schon bekannt sein. Um die Funktion aufzurufen muss man mit gedrückter Maustaste für ca. 1 Sekunde auf einem geöffneten Programm im Dock verweilen.
Der neue Finder
Als “komplett neu geschrieben” preist Apple den Finder von Snow Leopard an, wobei sich schnell zeigt, dass “neu geschrieben” nicht zwingend mit “stark verbessert” gleichzusetzen ist. Positiv fällt sofort die deutlich gesteigerte Geschwindigkeit auf. Alle Aktivitäten im Finder wurden beschleunigt, und zum Beispiel der Zugriff auf Netzwerkfreigaben scheint auch verbessert worden zu sein. Zudem lässt sich in den Finder-Einstellungen nun auswählen, wo bei Suchvorgängen standardmäßig gesucht werden soll. Zur Auswahl steht hier “Diesen Mac durchsuchen”, “Aktuellen Ordner durchsuchen” und “Letzten Suchbereich verwenden”. Neu hinzugekommen ist auch die Möglichkeit, die Seitenleiste getrennt von der Toolbar ein- oder auszublenden.
Alle Fans von QuickLook werden sich auch sicherlich über die Möglichkeit freuen, Dateien direkt in der Dateiansicht schon vorab anzusehen. Dies funktioniert zumindest in allen Ansichten, ausser der Listenansicht.
Das waren auch schon so ziemlich alle Neuerungen, die mir bisher aufgefallen sind. Der Finder verhält sich ansonsten leider immer noch so konfus wie bisher. Fensterpositionen- und größen verändern sich ständig, und auch die Darstellungsoptionen werden nur teilweise für einzelne Ordner gemerkt – ausser man setzt explizit das Häkchen in den Darstellungsoptionen “Immer in Listen/Icon/…-Darstellung öffnen”. Das kommt allerdings wenig überraschend, schließlich war der Finder ja schon seit Mac OS X 10.0 kein wirkliches Glanzstück von Apple und wurde eher stiefmütterlich behandelt.
Die Stacks
Die Grid-Ansicht wurde deutlich erweitert, und erlaubt nun das Scrollen bei großen Dateimengen, sowie das Durchsuchen von Unterordnern. Damit ist diese Stacks-Ansicht endlich wirklich benutzbar. Die Fächer-Ansicht wurde anscheinend überhaupt nicht angefasst, und verhält sich wie gewohnt. Die Listenansicht bietet ebenfalls keine neuen Funktionen, kommt allerdings nun im Black-Look daher. Vermutlich, um grafisch besser zur Grid-Ansicht zu passen. Mir persönlich gefällt das nicht so gut, da hier manche Programmicons nur noch schwer zu erkennen sind. Aber das ist sicherlich Geschmackssache.
QuickTime X
Den QuickTime Player 10 habe ich mir ehrlich gesagt noch gar nicht wirklich angeschaut. Aufgefallen ist mir bisher nur, dass er anscheinend keine Midi-Files mehr abspielen kann. Will man eine Midi-Datei öffnen, erscheint der Hinweis, dass man dies doch bitte mit dem alten QuickTime 7 Player erledigen möchte.
Inkompatibilitäten
Glücklicherweise scheint alles, was ich für die tägliche Arbeit benötige, noch zu funktionieren. Parallels 4 verrichtet klaglos seinen Dienst, ebenso wie Photoshop CS3, CSSEdit, Eclipse, Sequel Pro und der GraphicConverter. Selbst das uralte Quake 3 funktioniert dank Universal-Binary Version noch immer. Weggefallen sind ein paar inkompatible Bildschirmschoner und ein Mail-PlugIn. Ausserdem musste ich ein paar zusätzliche Handgriffe tätigen, um die MySQL-Datenbank und mein CVS wieder zum Laufen zu bewegen.
Stabilität
Bisher läuft Snow Leopard ohne großes Murren oder Abstürze. Lediglich am Mac Mini fing das Dock einmal an zu spinnen und trieb die CPU-Last auf 100% hoch, was mich zu einem Neustart des Rechners veranlasste. Ausserdem stürzte einmal der Loginwindow-Prozess ab, wodurch alle noch laufenden Programme zwangsbeendet wurden. Ausserdem ruckeln manche Filme beim Abspielen nun, was vor dem Systemupdate nicht der Fall war. Ich denke, hier wird Apple mit den zukünftigen kleineren Updates noch nachbessern.
Gespannt bin ich auch auf die integrierte Exchange-Unterstützung. Da ich heute Urlaub habe, konnte ich diese noch nicht im Firmennetzwerk testen. MobileMe jedenfalls bereitete mir mit 10.6 einige Probleme, worauf ich hier aber nicht näher eingehen will. Ich hoffe nur, dass die Exchange-Unterstützung besser funktioniert.
Im Großen und Ganzen bin ich auf jeden Fall zufrieden, und ich denke, die 30 Euro für das Update sind gut angelegt. Spannend wird es nun, was Apple mit dem neuen Systemunterbau in Zukunft noch so alles anstellen wird.